00:00:10: Untertitel der Amara.org-Community
00:00:34: Was die Politik mit den Quantentechnologien gerade vorhat, und das ist aus meiner Sicht sehr lobenswert, ist, dass man Lehren
00:00:42: aus dem KI-Desaster, mag man vielleicht sagen, gezogen hat und das jetzt nicht sich selbst überlassen möchte.
00:00:54: Also der wichtigste Punkt bei der Quantentechnologie ist der folgende.
00:00:57: In den letzten Jahren hat die EFI viele Technologien sichergestellt.
00:01:01: KI und Blockchain und Cybertechnologien und, und, und.
00:01:05: Und überall kamen wir Pi mal Daumen zu der Erkenntnis, ja, da können wir schon was.
00:01:10: Das ist nicht Weltspitze, und der Abstand zur Weltspitze wird immer größer. Politik, tu was!
00:01:16: Jetzt schauen wir uns die Quantentechnologien an, und dann stellen wir fest, da ist Deutschland sehr gut aufgestellt.
00:01:24: Die Nachfrage nach SpezialistInnen übersteigt grundsätzlich das Angebot und schon heute können da viele offene Stellen nicht besetzt werden.
00:01:33: Es wurde tatsächlich von allen Personen, die wir interviewt haben, als zentrales Bottleneck genannt.
00:01:39: Also wir haben da mit Leuten aus Ministerien gesprochen, aber auch von Forschungseinrichtungen, Universitäten, Start-ups und aus der Industrie.
00:01:49: Wenn man etwas über Quantentechnologien lernt, dann lernt man ja sehr viel über Technologien generell.
00:01:54: Und das bedeutet, wenn man sich jetzt ausbilden lässt oder wenn man sich spezialisiert auf Quantencomputer zum Beispiel, heißt
00:02:02: es nicht, dass man danach nichts mehr machen kann, sollte es keine Industrie im Bereich Quantencomputing geben.
00:02:16: Deutschland ist stark in der Forschung rund um die Quantentechnologien.
00:02:20: Welche guten Ideen aus diesem Bereich irgendwann in die Anwendungen kommen, ist allerdings offen.
00:02:26: Denn dafür braucht es nicht nur Forschungsdurchbrüche.
00:02:30: Die guten Ideen müssen auf die Straße gebracht werden, wie es so schön heißt.
00:02:35: Also in Produkte und Dienstleistungen umgesetzt werden.
00:02:39: Das funktioniert nur mit gut ausgebildeten Fachkräften und interessierten Führungskräften.
00:02:45: Und damit herzlich willkommen beim Podcast des Stifterverbandes Think and Do.
00:02:51: Mein Name ist Corina Niebuhr und ich darf euch durch diese Folge begleiten.
00:02:55: Schön, dass ihr dabei seid. Please listen carefully.
00:03:09: Wenn man sich die Fachkräfteentwicklung in Deutschland anschaut, muss man berücksichtigen, dass das ganze Feld der Quantentechnologie
00:03:17: total dynamisch ist und auch die nötigen Kompetenzen werden sich wandeln.
00:03:23: Das sagt Andreas Land vom Stifterverband und nimmt vorweg, worum es in dieser Folge geht. Um Quantumskills in der Arbeitswelt.
00:03:34: Also die Fähigkeit, mit den neuen Quantentechnologien umgehen zu können. Die Frage ist:
00:03:40: Welche Kompetenzen werden benötigt in den Firmen, in den Hochschulen auch und in Forschungsinstituten?
00:03:47: Wenn es Untersuchungen gibt dazu, wird nur die Wirtschaft betrachtet.
00:03:49: Aktuell ist es aber so, dass, so vermuten wir, Forschungsinstitute und die Universitäten bzw. Hochschulen eigentlich den größeren Fachkräftebedarf haben.
00:03:58: Deswegen muss man die mit betrachten in einer umfassenden Fachkräftestrategie.
00:04:09: Auch in dieser Folge wird es ums Lernen gehen.
00:04:12: Wir schauen dabei allerdings nicht, wie in unserer Folge 1, in die Schule und Lehrkräftebildung, sondern auf Studiengänge und Qualifizierungsangebote.
00:04:23: Für Mitarbeiter, für Führungskräfte, für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
00:04:29: Doch bevor wir tiefer einsteigen, werfen wir einen Blick auf den aktuellen Forschungsstand.
00:04:35: Fakt ist, die Entwicklungen in den Quantentechnologien verlaufen schon jetzt schnell und könnten sich in den kommenden Jahren enorm beschleunigen.
00:04:44: So kündigt IBM bereits einen neuen Quantencomputer an.
00:04:49: Er soll Quantum Starling heißen und bis 2029 in die Anwendung gehen.
00:04:57: Quantum Starling soll 20.000 Mal mehr Operationen ausführen können als der heutige Quantencomputer. Das berichtet Sieglinde Pfaendler.
00:05:08: Sie arbeitet als Quantenwissenschaftlerin bei IBM. Da werden ganz neue Anwendungen, die wir uns nicht vorstellen können, machbar sein.
00:05:19: Ein bisschen so ähnlich wie als der Laser erfunden worden ist.
00:05:24: Da hatten die Leute so ein bisschen nachgedacht.
00:05:27: Wieso brauche ich einfach eine Glühbirne, die eine Farbe hat, ungefähr.
00:05:31: Und man konnte sich nicht vorstellen, dass es dann später für Datenspeichern, Ablesen benutzt wird.
00:05:38: In der Medizin, um Augenlasern zu machen oder sogar in der Industrie, um Metall zu schneiden.
00:05:45: Also da brauchen wir einfach Zeit, dass die Leute die abstrakten Möglichkeiten verstehen und sie dann in ihren Bereich anwenden.
00:05:57: Eine solche Anwendung beschreibt Stefan Seegerer. Er arbeitet beim europäischen Startup IQM Quantum Computers.
00:06:07: Die Personengruppe, die sich mit der Simulation von Molekülen beschäftigt, die beschäftigen sich dann zum gewissen Grad eben
00:06:15: auch mit Quantencomputing, weil das eine der vielversprechendsten Anwendungen von Quantencomputern ist.
00:06:22: Dass man das Verhalten von Molekülen simulieren kann oder nachstellen kann.
00:06:26: Und das ist klassisch, also mit herkömmlicher Computertechnologie, eben enorm rechenintensiv.
00:06:32: Und zwar so rechenintensiv, dass man eben sehr, sehr viele Vereinfachungen vornehmen muss, um überhaupt in einer annehmbaren Zeit zu Ergebnissen zu kommen.
00:06:42: Mit dem Quantencomputer können irgendwann auch komplexe Forschungsfragen schnell beantwortet werden.
00:06:48: Darüber hinaus soll die neue Technologie Optimierungsprobleme lösen können.
00:06:55: Das sind Probleme wie, docke ich am besten Flugzeuge am Flughafen an, um die Umsteigezeiten und Landezeiten von so einem Flugzeug möglichst gering zu halten.
00:07:05: Also alles so Probleme, wo typischerweise der Eingaberaum relativ klein ist. Das Problem lässt sich gut beschreiben.
00:07:11: Aber der Lösungsraum, also die möglichen Lösungen, gigantisch viele sind.
00:07:15: Und das ist so typischerweise ein Indiz, da können sich Quantencomputer ganz gut eignen.
00:07:23: Welche Fachkräfte werden gebraucht? Das schätzt Isabel Nha Minh Le ein.
00:07:28: Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Information und Technologie an der School of Computation der TU München.
00:07:38: Bei der Sensorik zum Beispiel, da geht es meinem Eindruck nach sehr viel um Hardware.
00:07:42: Also wie kann ich solche Sensoren tatsächlich bauen?
00:07:44: Und dafür werden viele Ingenieurinnen und Ingenieure gebraucht. Und natürlich Leute mit einem Physikwissen.
00:07:50: Und im Bereich Quantencomputer, da kann man eigentlich alles finden.
00:07:54: Weil ein Quantencomputer muss zunächst mal gebaut werden.
00:07:58: Das bedeutet, die Hardware muss irgendwie sich überlegt werden und umgesetzt werden.
00:08:02: Dafür braucht man viele Leute aus der Physik, aus dem Ingenieurswesen, aus der Elektrotechnik.
00:08:08: Wenn der Quantencomputer gebaut ist, kommt der Anwendungsbereich hinzu. Hier geht es um Algorithmen.
00:08:15: Darüber hinaus müssen fachkundige Personen in den Unternehmen die Ideen für neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln können.
00:08:24: Hören wir noch einmal Wissenschaftlerin Isabel Nha Minh Le.
00:08:28: Was könnte ich mit einem Quantencomputer berechnen?
00:08:31: Das ist ebenfalls ein sehr interdisziplinärer Bereich.
00:08:35: Dementsprechend ist es wirklich noch wie ein Spielplatz im Prinzip.
00:08:41: Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, sich zu überlegen, wie kann ich Quantentechnologien nutzen? Für welche Felder?
00:08:48: Und je nachdem, was für ein Feld, braucht es natürlich unterschiedliche Expertisen, die da zusammenkommen.
00:08:57: Stefan Seegerer von IQM Quantum Computers kennt sich im Quantencomputing gut aus.
00:09:04: Er schätzt, dass die Mehrheit der Fachkräfte in diesem Bereich in Startups arbeiten. Das können Software- wie Hardware-Startups sein.
00:09:13: Aber um wirklich kommerziellen Gewinn oder kommerzielle Anwendung des Ganzen zu erzielen, brauchen wir die Breite der Anwenderinnen
00:09:23: und Anwender auch in den Industriebetrieben, die dann damit arbeiten.
00:09:27: Da wird es vermutlich nicht reichen, wenn man Expertinnen und Experten vor allem auf Seiten der Hardware-Anbieter hat oder
00:09:34: Software-Anbieter hat, sondern da wird es auch entsprechende Expertise, die ist sicherlich ein bisschen anders geartet, in den Anwendungsdomänen brauchen.
00:09:41: Also Menschen, die sowohl ein Verständnis von Quantenalgorithmik haben, als auch der Anwendung oder den Problemen in dem Fachbereich,
00:09:50: in der Chemiebranche, in der Pharmaziebranche, in der Logistikbranche und so weiter.
00:10:07: Momentan ist der Bereich Quantumfachkräfte noch etwas unübersichtlich.
00:10:12: Das möchte der Stifterverband ändern. Andreas Land leitet im Stifterverband das Programm Quantum Skills.
00:10:21: Es soll Bildungsangebote rund um die Quantentechnologien voranbringen. Das Projekt Quantified kam neu dazu.
00:10:30: Der Stifterverband startete es im Januar 2025.
00:10:35: Gefördert wird Quantified vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt, kurz BMFTR. Andreas Land erzählt uns mehr.
00:10:47: Mit dem Projekt Quantified möchten wir Transparenz schaffen über die konkreten Fachkräftebedarfe.
00:10:53: Mit Blick auf die Kompetenzen, die benötigt sind und wir wollen auch versuchen, das auch zu quantifizieren.
00:10:59: Also wie viele Personen braucht es denn perspektivisch tatsächlich im Bereich der Quantentechnologien.
00:11:03: Und da geht es dann um wirklich Spezialisten, die Quantentechnologie, Quantenphysik beherrschen. Doktoranden in dem Bereich, ähnliches.
00:11:11: Aber es geht auch um Personen, die eher verbindende Funktionen, verbindende Kompetenzen haben.
00:11:17: Also Elektroingenieure, Ingenieurinnen mit Bezug zur Quantentechnologie, mit einer Affinität zur Quantenphysik zum Beispiel,
00:11:24: die dann als Systemingenieure arbeiten und eben die Systeme mitdesignen oder die Hardware liefern und ähnliches. Dazu gibt es momentan wenig Daten.
00:11:33: Das macht auch die Fachkräftestrategie schwierig aufzusetzen und schwierig zielgenau umzusetzen.
00:11:41: Die Fachkräftestrategie, die Andreas Land hier erwähnt, trägt den Titel Quantum Future Professionals.
00:11:48: Mit dieser Agenda möchte das BMFTR in den Quantentechnologien hochqualifiziertes, spezialisiertes und exzellent ausgebildetes Fachpersonal fördern.
00:12:02: Das Projekt Quantified soll hierfür Daten liefern. Andreas Land:
00:12:09: Deswegen ist diese Studie ein wichtiger Baustein für die Ausgestaltung der Fachkräftestrategie.
00:12:15: Die hat jetzt gestartet und mit der ersten Förderrunde sind ja die ersten Schritte gegangen.
00:12:20: Aber auf Basis der Ergebnisse, die wir bei Quantified liefern, wird zur Hälfte der Fachkräftestrategie auch nochmal eine Re-Evaluation
00:12:26: stattfinden und sie auch gegebenenfalls nochmal angepasst.
00:12:32: Wie wichtig es ist, die Quantentechnologien mit entsprechend gut ausgebildeten Menschen voranzubringen, unterstreicht Uwe Cantner.
00:12:41: Er war bis Anfang August der Vorsitzende der Expertenkommission Forschung und Innovation, kurz EFI. Diese wissenschaftliche Kommission berät die Bundesregierung.
00:12:55: Für ihr Jahresgutachten 2025 untersuchte die EFI die aktuelle Situation in den Quantentechnologien genauer und fand heraus,
00:13:05: dass Deutschland hier in der Forschung sehr gut aufgestellt ist.
00:13:09: Welchen Rat die EFI daraufhin der Bundesregierung gab, erzählt uns Uwe Cantner.
00:13:17: Sorgt dafür, dass diese Technologie, dass sie in die Anwendung kommt, dass sie den Transfer von der wissenschaftlichen Idee
00:13:24: in die ökonomische Anwendung, dass sie das versucht zu pushen.
00:13:28: Dass sie dafür sorgt, dass Unternehmen das gerne machen wollen, dass sie die Technologien einsetzen wollen.
00:13:32: Dass auch die drei großen Bereiche Kommunikation, Computing und Sensorik, dass die zusammenwirken, muss man kombiniert sehen,
00:13:39: und sorgt dafür, dass sowas aufgebaut wird.
00:13:42: Und das braucht nicht so fürchterlich viel Geld, sag ich mal, braucht sehr viel Rahmenbedingungen und Strukturen, die man
00:13:47: damit aufbaut und dann kann das Ganze funktionieren.
00:13:52: In vielen Schlüsseltechnologien, wie etwa der Künstlichen Intelligenz, liegt Deutschland im internationalen Vergleich. zurück.
00:14:01: In den Quantentechnologien ist das anders. Diese gelten ebenfalls als Schlüsseltechnologien und könnten Deutschland im weltweiten Wettrennen wieder eine Spitzenposition bescheren. Das sagt Uwe Cantner.
00:14:18: Dann kann man unserer Ansicht nach auch sehr gut mit den Amerikanern und auch mit den Chinesen, natürlich mittlerweile sind
00:14:24: sehr stark auf den Gebieten, kann man mit denen sehr gut mithalten.
00:14:28: Das würde uns, und das sollte man vielleicht gerade beim Quantencomputing so sehen, das würde uns einen Befreiungsschlag geben
00:14:35: in der technologischen Souveränität, wo wir ja gerade befürchten, bei KI kommen wir mehr und mehr in Abhängigkeiten.
00:14:42: Und das Quantencomputing würde dann auch selbst die KI in Deutschland dann auf ganz anderes Niveau heben und dann sind wir
00:14:48: wirklich souverän und können dann auch wieder befreiter und auch erfolgreicher arbeiten.
00:15:05: Nachdem wir erfahren haben, wie wichtig, exzellent ausgebildete Fachkräfte in den Quantentechnologien sind, steht die Frage
00:15:12: im Raum, wie genau können Unternehmen und Institutionen bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Quantumskills ausbilden?
00:15:22: Darüber kann uns Felix Bickert berichten. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter für gesellschaftliche Trends und
00:15:31: Technologie am Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation.
00:15:37: Was ist ein guter Weg, solche Skills auszubilden?
00:15:40: Um den Sprung von Quantencomputing tatsächlich in die Anwendung vorzubereiten, braucht es Unternehmen, die frühzeitig in der
00:15:47: Lage sind, solche Potenziale nutzbar zu machen.
00:15:51: Deshalb brauchen wir auch in der Breite der Wirtschaft eine höhere Bereitschaft für den Kompetenzaufbau zum Beispiel. Qualifizierungsangebote für die Wirtschaft sind wichtig.
00:16:01: Felix Bickert erklärt, was Unternehmen jetzt brauchen.
00:16:06: Das ist zum einen eine Awareness-Frage, aber zum anderen natürlich auch eine Frage von Zugang zu Wissen und Technologien.
00:16:15: Gerade zwischen den verschiedenen Hardware-Anbietern gibt es da, denke ich, einen gewissen Konkurrenzkampf.
00:16:20: Und da hat sich auch noch kein klarer Gewinner von den Hardware-Plattformen zum Beispiel herauskristallisiert.
00:16:29: Das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation möchte deshalb breit informieren und einen neutralen Zugang zu Quantencomputing-Systemen anbieten.
00:16:42: Entsprechende Beratungsangebote und Schulungen werden von Unternehmen schon nachgefragt.
00:16:47: Die Wissenschaftler wollen zudem den Hype etwas reduzieren, der sich rund um Quantencomputer-Systeme schon entwickelt hat.
00:16:57: Das kann natürlich auch zu sehr hohen Erwartungen führen, die dann im Umkehrschluss, wenn sie sich nicht kurzfristig oder
00:17:03: mittelfristig erfüllen, eher ernüchternd wirken und dann vielleicht diese Awareness, die man im Management-Level aufgebaut hat, schnell einen Abbruch verschaffen.
00:17:14: Es geht darum, die Chancen realistisch einschätzen zu können und dabei hilft das Ausprobieren.
00:17:21: Sieglinde Pfaendler arbeitet bei IBM an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Industrie.
00:17:27: Die Quantentechnologie-Expertin promovierte an der University of Cambridge.
00:17:33: Sie empfiehlt fürs Ausprobieren ein spezielles Angebot von IBM.
00:17:38: Wir sehen eine Chance hier in Europa und in Deutschland, die Kompetenzen schnell aufzubauen, weil alle haben Zugriff auf Quantencomputer und vielleicht wissen die das nicht.
00:17:52: Die IBM stellt zehn Minuten pro Person, pro Monat zur Verfügung.
00:17:58: Das heißt, jeder kann kleine Projekte, kleine Ideen ausprobieren, um zu sehen, ob es sich lohnt. Diese Idee weiter zu verfolgen.
00:18:10: Das Ausprobieren geht auch auf der Quantum-Plattform vom Start-up IQM Quantum Computers. Stefan Seegerer leitet diese Plattform. Hier kann ebenfalls jeder Erfahrungen sammeln.
00:18:24: Denn diese sind wichtig als Ergänzung zum theoretischen Wissen.
00:18:29: Ich denke, wir sind ganz gut in den Grundlagen.
00:18:32: Ich glaube aus persönlicher Überzeugung, dass danach die Arbeit an eigenen Projekten viel mehr bringt als noch ein weiterer Kurs.
00:18:40: Ich würde jedem eigentlich immer dazu raten, sich ein kleines Projekt zu suchen, was man dann versucht, selbst umzusetzen.
00:18:46: Weil man während der Umsetzung des Projekts eben so viel mehr lernt, als wenn man dem vorgegebenen Curriculum folgt.
00:18:54: Stefan Seegerer gibt Unternehmen für den Einstieg einen Tipp.
00:18:59: Also aus persönlicher Erfahrung hilft es gerade bei solchen Themen, das trifft wahrscheinlich auch auf KI und andere Themen
00:19:05: zu, nicht mal so sehr auf Quantencomputing, so intern Champions zu identifizieren oder auszubilden.
00:19:12: Also dass man sich motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sucht aus Forschung und Entwicklung, IT, Strategie.
00:19:19: Und denen gezielt eigene Projekte ermöglicht in dem Bereich, entweder durch Online-Kurse oder vielleicht zu 10-20%-Projekte.
00:19:31: Die IBM-Wissenschaftlerin Sieglinde Pfaendler beschreibt, worauf es in Unternehmen jetzt ankommt.
00:19:40: Man muss einfach ein bisschen nachdenken, wie man ein Problem beschreibt und wie man es unbeschreibt oder in einer Quantensprache dort darstellen kann.
00:19:53: Da habe ich in der Regel gesehen, dass in einem Unternehmen eine technische Fachperson ungefähr 1-3 Jahre braucht, davon abhängig,
00:20:06: was sie an der Uni studiert haben.
00:20:08: Und das sehe ich normalerweise in Unternehmen, die fangen mit einer kleinen Gruppe an, die exploriert ein bisschen, vielleicht
00:20:15: 2-3 Leute können sich da Teilzeit damit abfinden.
00:20:19: Aber nach einer Weile braucht es jemanden, der sich wirklich da reinarbeitet.
00:20:24: Das kann man nicht als Hobby tun.
00:20:27: Um schnell voranzukommen, empfiehlt Sieglinde Pfaendler der Wirtschaft interdisziplinäre Workshops
00:20:34: und einen intensiven Austausch mit anderen Akteuren.
00:20:39: IBM hat hierfür zum Beispiel ein jährliches Barcamp initiiert, das bereits viele Akteure anzieht.
00:20:47: Bei der IBM hatten wir den Quantum Industry Exchange in Deutschland angefangen.
00:20:54: Also das ist explizit für die DACH-Region, also Deutschland, Österreich und die Schweiz.
00:21:00: Da kommen bestehende Kunden aus Deutschland, Leute, die gerne Interesse an Quantum hätten, von Unis, von Unternehmen, die
00:21:10: kommen zusammen und besprechen Themen, die sie beliebig mitbringen.
00:21:15: Wir fragen, welche Themen möchten sie gerne in Austausch haben, dann formen wir Gruppen.
00:21:20: Das ist so beliebt jetzt, wir haben es mehrere Jahre hintereinander gemacht und es wird immer größer.
00:21:27: Da sehe ich wirklich ein Interesse und eine Kompetenz, die auch wächst.
00:21:32: Also die Art von Gesprächen, die wir vor drei, vier Jahren hatten, waren ganz anders als die, die wir heute haben.
00:21:39: Es gibt jetzt mehrere in der Region, die sehr starke Kompetenzen aufgebaut haben.
00:21:49: Es gibt immer mehr Angebote und Kurse, sich in den Quantentechnologien schlau zu machen und Erfahrungen zu sammeln. Vielerorts entstehen neue Studiengänge.
00:22:01: Für Studierende oder Nachwuchswissenschaftlerinnen ist es jedoch noch unübersichtlich, welche Karrierechancen in welchen Quantentechnologie-Bereichen warten.
00:22:10: Davon erzählt uns Isabel Nha Minh Le, die Wissenschaftlerin für Quantencomputing an der TU München.
00:22:21: Im Moment sind wir noch eine sehr explorative Disziplin.
00:22:26: Und natürlich finde ich es gut, wenn wir Wissen generieren und wenn auch viele Leute Interesse darin zeigen, sich darin zu vertiefen, sich weiterzubilden.
00:22:37: Aber es ist, glaube ich, ein bisschen schwierig, weil man immer noch bedenken muss, dass es falsch wäre, zu propagieren, ja,
00:22:47: wenn du dich jetzt in diese Richtung weiterbildest, dann wirst du auf jeden Fall in zehn Jahren eine sehr starke Industrie in diese Richtung haben.
00:22:53: Denn im Moment sind wir noch sehr explorativ und wir können es nicht mit Sicherheit sagen.
00:22:59: Deswegen ist es ein bisschen schwierig, das richtig zu kommunizieren.
00:23:02: Denn einerseits möchten wir natürlich viele Leute anziehen und motivieren.
00:23:08: Und andererseits wäre es aber auch falsch, jetzt zu große Träume auszumalen.
00:23:14: Da sollte man auf jeden Fall realistisch bleiben.
00:23:16: Es heißt nicht, wenn ich heute etwas über Quantencomputer lerne, dass ich in zehn Jahren als Expertin im Quantencomputing-Bereich
00:23:22: auch tatsächlich genau in dieser Position arbeiten werde. Manchmal kommt eins zum anderen. Wie bei Isabel Nha Minh Le
00:23:32: Sie findet die hohe Interdisziplinarität in den Quantentechnologien sehr gut.
00:23:39: Denn durch Interdisziplinarität ist das Feld einfach nicht so homogen, was die Menschen auch angeht.
00:23:48: Es studieren nicht sehr viele Frauen Physik, aber es studieren wesentlich mehr Frauen Physik als zum Beispiel in der Informatik.
00:23:52: Ich hätte mir zu Schulzeiten niemals vorstellen können, Informatik zu studieren.
00:23:57: Einfach weil ich auch gar keinen Berührungspunkt damit hatte.
00:23:59: Und jetzt bin ich über die Physik und über die Quantentechnologie an einen Informatik-Lehrstuhl geraten.
00:24:06: Das bedeutet, dadurch, dass ich mich für dieses Feld entschieden habe, stehen mir sehr viele Türen offen.
00:24:12: Und die Berührungsangst, eventuell Neues aus einer anderen Disziplin zu lernen, die für mich am Anfang so fern schienen, ist um einiges kleiner geworden.
00:24:23: Und ich glaube, das ist ein großes Potenzial in unserem Bereich und könnte stärker auch noch eventuell kommuniziert werden.
00:24:38: Wie in der Wirtschaft macht es auch in der Wissenschaft Sinn, über den Tellerrand zu schauen.
00:24:43: Wie werden Quantentechnologien das eigene Forschungsfeld voranbringen, verändern und beschleunigen? Das gilt es herauszufinden. In allen möglichen Disziplinen.
00:24:56: Sieglinde Pfaendler ist bei IBM weltweit verantwortlich für das Programm IBM Quantum Credits for Research.
00:25:04: In diesem Programm können Professorinnen und Professoren technische Vorschläge einreichen und damit Zeit auf einem der IBM Quantencomputer beantragen.
00:25:15: Forschende können sich darüber hinaus an sogenannte Quantum Innovation Center wenden.
00:25:21: Diese Center sind Teil des IBM Quantum Networks und bieten bei IBM gekaufte Rechnerzeit an.
00:25:29: In Deutschland finden sich diese Center zum Beispiel am Forschungszentrum DESY in Hamburg, an
00:25:36: der Universität der Bundeswehr in München und an Standorten der Fraunhofer-Gesellschaft. Manchmal suchen die Kollaborationen aus.
00:25:46: Da kann man in Kontakt treten und sehen, ob es da eine Möglichkeit, zusammenzuarbeiten, gibt. Die Zusammenarbeit lohnt sich. Das zeigt sich bereits in Spanien.
00:25:58: In manchen Ländern, zum Beispiel in Baskenland in Spanien, hat die Regierung sogar entschieden, dass sie Zugriff für alle Universitäten da ermöglichen.
00:26:10: Das heißt, jeder Professor darf da Zugriff auf den Quantumcomputer haben.
00:26:15: Und wir sehen da, es gab einen sehr großen Schub in Kompetenzaufbau und die haben das sehr schnell aufgebaut.
00:26:23: Da braucht man natürlich Leute, die neugierig sind, die schnell lernen.
00:26:27: Aber ich sehe, dass es denen sehr gut gelungen.
00:26:37: Die Türen in die Welt der Quantentechnologien stehen offen.
00:26:42: Der Stifterverband sieht allerdings Handlungsbedarf, was die Studienangebote angeht.
00:26:47: Das erklärt uns Andreas Land, der im Stifterverband das Projekt Quantified mit einer entsprechenden Studie leitet.
00:26:57: Mit der Studie möchten wir unterstützen, dass die Bildungswege auch möglichst zielführend sind und dass nicht wahnsinnig viele
00:27:04: Quanteningenieure hoch spezialisiert ausgebildet werden und letztendlich braucht es gar nicht so viele oder es braucht sie
00:27:10: gar nicht so spezialisiert, sondern das Technologiefeld hat sich anders entwickelt.
00:27:16: Daten sind wichtig, wenn es darum geht, neue Studienangebote aufzubauen.
00:27:21: Was wir bei Quantified auch machen, ist, dass wir nicht nur den Bedarf analysieren, also welche Fachkräfte und wie viele Fachkräfte
00:27:28: bräuchte es, sondern wir analysieren die Vorlesungsverzeichnisse der Universitäten in Deutschland und schauen, inwiefern das
00:27:40: Studienangebot der Hochschulen auch den Bedarf trifft.
00:27:43: Daraus lässt sich dann ableiten, wie das Studienangebot umgestaltet werden könnte oder sollte.
00:27:50: Man kann dann attraktiver werden für Studierende und zielgerichteter, sodass die Studierenden auch die Möglichkeit erhalten,
00:27:56: sich in diesem bewegenden dynamischen Feld der Quantentechnologien auch zu bewähren und zu bewegen.
00:28:05: Der Bildungsexperte Stefan Seegerer vom Startup IQM Quantum Computers rät den Hochschulen folgendes.
00:28:14: Es ist ein Mut zur Spezialisierung. Ich glaube, nicht jede Hochschule oder Universität muss alles anbieten, sondern ich glaube,
00:28:21: dass wir da auch von einer stärkeren Profilbildung profitieren und auch eine Integration von Elementen in bestehende Ausbildungsgänge.
00:28:30: Also wir brauchen nicht überall einen Master of Quantum Technologies.
00:28:33: Der ist zwar cool und dass es den gibt, finde ich klasse.
00:28:37: Aber ich glaube eben auch, dass wir über Integration entsprechender Elemente in Chemie oder Informatik in bestehende Ausbildungsgänge enorm viel erreichen können.
00:28:50: Welche Stellen wird es zukünftig in den Quantentechnologien geben?
00:28:54: Hierüber gibt das Competence Framework for Quantum Technologies einen Überblick.
00:29:01: Franziska Greinert ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Physikdidaktik an der TU Braunschweig und hat dieses Framework maßgeblich entwickelt.
00:29:11: Wir hören sie hier bei ihrem Vortrag auf dem diesjährigen University Future Festival, wo sie das Framework vorstellte.
00:29:20: Das sind dann insgesamt neun Profile, jeweils mit Beispielpersonas, also einer Art Jobrollen.
00:29:26: Wie sieht das ungefähr aus in der Quantenindustrie mit Trainingsbedarfen und Empfehlungen?
00:29:31: Und das ist etwas, wo ich sehr darauf hoffe, dass auf dieser Grundlage Studierenden geholfen werden kann, sich zwischen den
00:29:38: vielen gerade neu entstehenden Quantentechnologie-Mastern zu entscheiden, weil die alle unterschiedliche Schwerpunktsetzungen haben.
00:29:44: Manche sind stark an der Physik orientiert, andere eher an der Elektrotechnik oder dem Ingenieurswesen, wieder andere am Software- und Informatikbereich.
00:29:56: Das Competence Framework kommt auch schon zur Anwendung, etwa zur Planung von Kursen und Studiengängen. Franziska Greinert.
00:30:07: Es wird genutzt zum Abbilden und Vergleichen von Kursen, etwa in den beiden EU-geförderten Projekten in QT-INDU und DigiQ.
00:30:14: Bei QT-INDU geht es um Weiterbildungsangebote, da gibt es kostenlose Online-Kurse und bei DigiQ geht es um einen digitalen Online-Master.
00:30:26: Da haben sich verschiedene Unis zusammengeschlossen und ermöglichen Studierenden von verschiedenen Standorten, auch Vorlesungen
00:30:32: von den anderen zu besuchen, Praktika vermitteln und ähnliches.
00:30:39: Speziell für Studierende hat Isabel Nha Minh Le von der TU München noch einen Tipp.
00:30:45: In München gibt es eine Studierendeninitiative, die sehr aktiv ist, sie heißt Push Quantum.
00:30:49: Das sind Studierende aus allen möglichen Disziplinen, die sich für Quantentechnologien interessieren, die sich zusammengetan
00:30:56: haben und gemeinsam Workshops, Präsentationen und so weiter organisieren, auch teilweise Austausch zu anderen quanteninteressierten
00:31:04: Studierenden, zum Beispiel in der Schweiz organisieren.
00:31:08: Das finde ich richtig toll, das hatte ich zu meiner Studienzeit nicht und auch an meiner Heimatuniversität nicht.
00:31:13: Das wäre auf jeden Fall eine Initiative oder ein Angebot, das mir sehr, sehr positiv aufgefallen ist für Studierende hier.
00:31:25: Und damit kommen wir zum Ende unserer Folge 2 zum Thema Quantum Skills.
00:31:31: Es bleibt wirklich spannend, wie sich dieser Bereich weiterentwickeln wird.
00:31:35: Vielen Dank fürs Zuhören und wie immer gilt, wichtige Links zu den Programmen des Stifterverbandes und zu den im Podcast genannten Projekten findet ihr in den Shownotes.
00:31:46: Abonniert doch unseren Podcast, dann verpasst ihr keine unserer Folgen.
00:31:50: Bleibt uns gewogen bis zum nächsten Mal bei Think and Do. Tschüss.